Tradition
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Gründung des USK Gifhorn
Das Uniformierte Schützenkorps Gifhorn von 1823 e. V. ist am 4. Mai 1823 gegründet worden und damit der älteste Verein Gifhorns. Bis zum heutigen Tag hat es verschiedene Bezeichnungen für den Verein gegeben:
04. Mai 1823 bis 09. Mai 1850
„Freywilliger Bürgerschützenverein“ oder auch „Freywillige Bürger-Schützen-Compagnie“ oder „Freywilliges Bürger-Schützen-Corps“
09. Mai 1850 bis 30. September 1928
„Uniformierter Bürger-Schützenverein“ oder auch „Uniformierte Bürgerschützen-Compagnie“ oder „Unifromiertes Bürger-Schützen-Corps“
Am 01. Oktober 1851 entstand die 2. Kompanie, sodass von da auch auch vom „Uniformiertes Bürger-Schützen-Bataillon“ die Rede ist.
30. September 1928 bis 20. September 1949
„Uniformiertes Schützenkorps Gifhorn e. V.“
20. September 1949 bis 26. April 1952
„Gifhorner Schützenverein von 1823 e. V. Gifhorn“
26. April 1952 bis 13. März 1960
„Uniformiertes Schützenkorps Gifhorn e. V.“
Seit 13. März 1960
„Uniformiertes Schützenkorps Gifhorn von 1823 e. V.“
Kommandeure seit Gründung
Karsten Ziebart seit 2018 | Ulrich Gasa 2016-2018 | Siegfried Richter 2000-2016 | Helmut Schmidt 1994-2000 | ||
Helmut Kruse 1966-1994 | Richard Poppe 1954-1966 | Otto Prilop 1932-1954 | Richard Tietge 1921-1931 | Christian Wilkens 1911-1921 | August Henze 1894-1911 |
Carl Röpke 1893-1894 | Dagobert Menke 1888-1893 | A. H. F. Meinecke 1867-1888 | C. A. Henniger 1844-1867 | Hermann Biermann 1842-1844 | Wilhelm Herbst 1823-1842 |
Entstehungsgeschichte
Der Beginn des Schützenwesens liegt bereits im frühen Mittelalter. Seine Hauptwurzeln bildeten sich aus praktischen Zwängen und Notwendigkeiten. Bei räuberischen Übergriffen und kriegerischen Auseinandersetzungen mussten die Bürger in der Lage sein sich selbst zu verteidigen.
Befand sich eine Burganlage in der Stadt, so mussten die Bürgerschaften sich im Rahmen der Hand- und Spanndienste an deren Schutz beteiligen. Alle waffenfähigen Bürger schützten und verteidigten das Gemeinwesen.
Auch auf dem Land bildeten Schutzaufgaben und Schießfähigkeit die wesentlichen Grundlagen für die Entwicklung des Schützenwesens.
Die Bauern unterlagen dem Heerbann und mussten für den Kriegsfall gerüstet sein und das Dorf vor Räuberbanden schützen.
Wann in unserer Region Schützenfeste aufgekommen sind, verliert sich im Dunkeln. Die frühsten Erwähnungen und Überlieferungen erfolgten mehr zufällig. Der älteste Hinweis aus dem niedersächsischen Raum stammt aus dem 12. Jahrhundert. In Goslar ist 1220 eine Schützengesellschaft und somit ein Schützenfest nachgewiesen. Ausgehend von Flandern und Brabant organisierten sich schon im Mittelalter die Schützen vieler Städte in Gilden und Verbänden.
Gifhorner Schützenwesen
In Gifhorn blieb das Schützenwesen lange Zeit Sache aller Bürger. Die älteste Nachricht über Schießveranstaltungen in der Stadt ist in einem unterthänigsten Bericht der gehorsamsten Knechte der Gifhorner Bügerschaft an die Königlich Großbritanisch zur Churfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Regierung hochverordneten Geheimen Räthe vom 21. Dezember 1738 zu entnehmen. Danach ist das bürgerliche Freischießen in Gifhorn bis um 1500 nachweisbar. In dem Bericht wird erwähnt, dass das Scheibenschießen „denen vorhandenen Urkunden nach, vondem bereits über 200 Jahre allhier jährlich bis 1708 annoch zuletzt gehalten wurden“, also wurde das Fest bereits um 1500 in Gifhorn gefeiert.
Bis zur Hildesheimer Stiftsfehde hatten sich alle wehrfähigen Männer bei Gefahr in der Wasserburg einzufinden. Nach der Zerstörung der Burg 1519 und dem anschließenden Bau des neues Schlosses mit seinen vier Bastionen war dieses Castell Einsatzort der Gifhorner Bürgerschaft.
Das Erlegen eines durch die Lüfte segelnden Vogels galt als angestrebte und vielbewunderte Meisterleistung der Schützen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Schützenvereinigungen zunächst das Papagoienschießen pflegten. Dabei bemühten sie sich einen hölzernen Vogel, den man an einer Stange befestigte, herunterzuschießen. Der Schütze, der den letzten Holzrest abschoss war König für ein Jahr. Seit dieser Zeit lässt sich der Brauch nachweisen, den Schützenkönig als Zeichen seiner Würde mit einer silbernen Kette mit einem goldenen Vogel zu schmücken.
Es ist zwar nicht urkundlich verankert, wann die Bürgerwehren in Gifhorn aktiv wurden, aber laut einer Schützenordnung aus dem Jahre 1661 muss in dieser Zeit auch in Gifhorn das Schützenwesen seinen Einzug gehalten haben. Nach dieser Ordnung bey dem Scheibenschießen mussten die Teilnehmer sich in eine Schießliste eintragen und eine festgesetzte Gebühr entrichten. Aus dieser Verordnung geht auch hervor, dass Bürgermeister und Rat von Anbeginn des Freischießens Träger des Schützenfestes sind. Dieses Recht wird auch heute noch von der Stadt Gifhorn ausgeübt.
18. Jahrhundert
Auf dem Schießstand an der Masch wurde das Scheibenschießen durch den jeweiligen Schlosshauptmann eröffnet, der die Ehre hatte für den Celler Herzog drei Freischüsse abzugeben. Um einen besonderen Anreiz für die Schießübungen zu geben waren Vergünstigungen als Preise ausgesetzt, so die Freiheit von allen Lasten und Abgaben.
Die Schützenkönige dieser Zeit sind namentlich nicht bekannt. Erst eine Urkunde vom 17. Januar 1707 erwähnt den König des Jahres 1706: Andreas Thomas Peck.
Von 1708 bis 1741 durfte in Gifhorn, wie auch in anderen Orten, aufgrund eines Verbots der Churfürstlich Braunschweigisch-Lüneburgischen Regierung kein Scheibenschießen mehr abgehalten werden, da es verschiedentlich im Lande zu Gesöff und allerhand liederlichen Händeln Anlass gegeben habe.
1738 brachten die Gifhorner in einem erneuten Antrag an die Regierung in Hannover zum Ausdruck, dass es um die Sicherheit des Ortes schlecht bestellt sein, wenn die Schießübungen nicht wieder eingeführt würden. Aber erst im September 1741 hob Georg II. das Schießverbot auf.
19. und 20. Jahrhundert
Das letzte Scheibenschießen vor dem Einmarsch der napoleonischen Truppen fand im Jahre 1802 statt.
Als die Franzosen 1803 Teile des Kurfürstentums Hannover besetzten, wurden alle militärischen Übungen untersagt. Erstmals nach den Kriegen fand 1815 wieder in Gifhorn ein Schützenfest statt. Leider fehlte die zu diesem Ereignis gehörenden Ausstattung des Königs: der goldene Vogel, der silberne vergüldete Pocal in form einer Weintraube (gestiftet 1708 von Bürgermeister Wilhelm Meyer) und das Schild an der Seite (vermutlich eine kleine Königskette), sie waren in den Kriegswirren verlorengegangen.
Man hatte sie dem damaligen Gastwirt des Ratsweinkellers zur Aufbewahrung gegeben, aber nach dem Krieg blieben sie unauffindbar. Die letzte Hoffnung bestand in der umfassenden Renovierung des Ratsweinkellers in den Jahren 1986/1987, aber auch diese erfüllte sich nicht.
Der Pokal wurde inzwischen ersetzt, zur Erinnerung an den ersten gestifteten Pokal trägt er eine Weintraube auf dem Deckel. Die Vogelkette erlebte dagegen keine „Auferstehung“, sie wurde durch ein Lederbandelier ersetzt, an das der jeweilige König eine Silberplakette mit Namen, Berufsbezeichung und Jahreszahl anzubringen hatte.
Das Bandelier wurde bis 1963 getragen, 132 Gifhorner Könige hatten es mit ihren Silberplaketten geschmückt. Dann hatte die Stadt ein Einsehen mit den Königen und ersetzte das schwere Lederband durch den viel leichteren Königsschild, der auch heute noch getragen wird. Das Lederbandelier ist im Lesesaal der Stadtbücherei zu bewundern.
1818 bekommt Gifhorn einen neuen Bügermeister namens Hammer. Eine seine ersten Amtshandlungen besteht darin, das Schützenfest in eine Erinnerungsfeier an den Sieg bei Waterloo umzuwandeln um der erfolgreichen Teilnahme eines Gifhorner Landwehrbataillons an der Schlacht bei Waterloo zu gedenken. Aus diesem Grund wird seit 1819 das Schützenfest immer in der Woche des 18. Juni (dem Jahrestag der Schlacht) gefeiert.
Das Scheibenschießen fand lange Zeit unter freiem Himmel statt, erst 1823 wurde das von der Stadt in Auftrag gegebene Schützenhaus fertig. Heute befindet sich an dieser Stelle das Brauhaus.
20. Jahrhundert
Der deutsch-französische Krieg beeinträchtigte das Schützenfest nicht, erst während des 1. Weltkrieges fielen die Schützenfeste wieder aus. 1921 gings dann weiter. Mit Beginn des 3. Reiches wurde vieles anders. 1938 erging eine Anordnung, wonach nur noch Uniformen getragen werden durften, die älter als 75 Jahre waren, des weiteren zwang man die Vereine in Dachverbände. Auch die beiden Gifhorner Korps sollten zusammengelegt werden, dagegen wehrte man sich erfolgreich.
Schützenfeste gab es während des Krieges nicht und auch in der Zeit danach verbaten die Allierten jeglichen Vereinsbetrieb, das galt insbesondere für Schützenvereine. 1946 trafen sich die Schützen heimlich um die Wiederbeginn vorzubereiten, 1949 reichte das USK einen entsprechenden Antrag ein und schließlich erklangen am 2. Pfingstag 1950 nach 11-jähriger Pause wieder die Weckrufe der Kapellen um die Schützen zum Ausmarsch aufzurufen.
Quellen: „Eintracht und Bürgersinn“ (Günther Weinhold)
Festschrift „150 Jahre USK Gifhorn“